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Epidemiologische Daten aus dem Irak

von Prof. Horst Siegwart Günther
Etwa 320 Tonnen Uranmunition sind im Golfkrieg 1991 gegen den Irak eingesetzt worden. Im Juni 2000 wurde in der Medizinerzeitschrift "Lancet" veröffentlicht, daß die Kindersterblichkeit im Zentral- und Südirak im Zeitraum 1995-1999 mehr als doppelt so hoch war als im Zeitraum 1985 bis 1989. Im kurdischen Nordirak blieb die Kindersterblichkeit etwa konstant. Hauptsächlich im Südirak wurde 1991 während des Zweiten Golfkrieges Uranmunition eingesetzt, nicht jedoch im Norden.
60 Kinder sind im Krankenhaus von Basrah im Jahr 2000 wegen Leukämie behandelt worden. Bis 1993 waren es "nur" fünfzehn. Infolge des Boykottes gegen den Irak können nur ein Fünftel der Leukämiekinder überleben, während in Ländern, in denen Medikamente ausreichend zur Verfügung stehen, 95% überleben. Insgesamt ist die Krebsrate bei irakischen Kindern von 4/100000 im Jahr 1990 auf 11/100000 im Jahr 1999 und damit auf 275% gestiegen. Ein Mädchen bekam Gebärmutterhalskrebs schon als Sechsjährige.
Dr. med. Zenad Mohammed, der im Krankenhaus von Basrah arbeitet, veröffentlichte, daß in der südirakischen Region Basrah von etwa 2500 Neugeborenen im Zeitraum August bis Oktober 1999 10 Kinder ohne Gehirn (Anenzephalus), 8 Kinder mit Wasserkopf (Hydro-cephalus) und 6 Kinder mit Extremitätenmißbildung (Phokomelie) geboren wurden. Diese Mißbildungen sind sonst weit seltener als 1:10000 Geburten.
Dr. med. Amer geht von einer "Inkubationszeit" des im Körper eingelagerten abgercicher-ten Urans von fünf Jahren aus, da die Anzahl genetischer Schäden seit dem Golfkrieg weiter ansteigt: Im Jahr 2000 sind in der Region Basrah insgesamt 221 Kinder mit Mißbildungen geboren.
Dr. med. Tarik AI Hilli hat in seiner Klinik in Bagdad im Zeitraum Januar bis Juni 2000) eine Zunahme der Trisomie 21 (Down-Syndrom) und anderer genetischer Schäden festgestellt. Die Zahl genetischer Schäden habe sich von 1990 bis 1999 vervierfacht. Dr. med. Mohammed Salman, Augenarzt in Bagdad berichtete über Anophthalmos Kinder, denen bei der Geburt die Augen fehlten. Im statistischen Durchschnitt tritt Anophthalmos bei einer auf 50 Millionen Geburten auf. Trotzdem stieß der Augenarzt innerhalb von zwei Jahren auf neun dieser Mißbildungen, davon fehlten bei acht Kindern beide Augen, und eines hatte ein groteskes Zyklopenauge mitten im Gesicht. Sieben der acht Kinder ohne Augen hatten Väter, die im Golfkrieg als Soldaten dem amerikanischen Beschüß mit Uranmunition ausgesetzt waren. Der belgische Augenarzt Dr. med. Edward de Sutter hat seinen irakischen Kollegen besucht und darüber berichtet. (Dutch Journal of Medical Science, May 2001, und 'De Standaard', 5.5.2001).Von den knapp 700 000 im Golfkrieg eingesetzten US-amerikanischen Soldaten sind mittlerweile 180 000 Soldaten am Golfkriegssyndrom erkrankt, davon sind 9000 bereits verstorben. Die durchschnittliche Zeit zwischen der Uranvergiftung und dem Ausbruch der Krebserkrankung betrug fünf Jahre.

Morbus Günther
Morbus Günther
(Foto: Prof. Dr. Dr. med. habil Siegwart Horst Günther)
Akute Schwermetallvergiftung durch Uran, Funktionsstörungen von Nieren und Leber. Die geschädigte Leber ist nicht in der Lage, die Eiweißsynthese und den notwendigen kolloidosmotischen Druck aufrecht zu erhalten, so daß es zur Bauchwassersucht (Ascites) kommt. Wassereinlagerungen in den Gliedmaßen sind nicht zu sehen. Es handelt sich nicht um die Folge einer Eiweißmangelernährung.

An Leukämie erkranktes Kind mit starken Blutungen
An Leukämie erkranktes Kind mit starken Blutungen
(Foto: Prof. Dr. Dr. med. habil Siegwart Horst Günther)

Fehlbildung des linken Beines mit Greiffunktion einer Hand
Fehlbildung des linken Beines mit Greiffunktion einer Hand
(Foto: Prof. Dr. Dr. med. habil Siegwart Horst Günther)

Hydrocephalus mit Hirnnervenstörung und Schwachsinn
Hydrocephalus, (Wasserkopf) mit Hirnnervenstörung und Schwachsinn
(Foto: Prof. Dr. Dr. med. habil Siegwart Horst Günther)

Kiefer-Gaumenspalte mit Tumorbildung
Kiefer-Gaumenspalte mit Tumorbildung
(Foto: Prof. Dr. Dr. med. habil Siegwart Horst Günther)

Quelle: Prof. Dr. Dr. med. habl Siegwart Horst Günther, Dr. med. Ralf Cüppers (Hrsg.)
Uran-Geschosse
Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsgegnerInnen, www.bundeswehrabschaffen.de