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Feldstudien decken extreme Urankontamination auf

Nach den massiven Luftangriffen mit bunkerbrechenden Waffen in Afghanistan im Dezember 2001 und dann auch im März 2002 entschloss sich das Uranium Medical Research Center (UMRC) unter der Leitung von Professor Dr. A. Durakovic, unmittelbare Feldstudien im Kriegsgebiet im Osten Afghanistans durchzuführen. Die erste Feldstudie wurde im Sommer 2002, die zweite Feldstudie im Jahr 2003 durchgeführt. Die Forscher vermuteten, dass in den bunkerbrechenden Waffen ein massiver Urankern eingesetzt wurde, um die Durchschlagskraft der Raketen zu erhöhen. Tatsächlich stiessen sie bei ihrem Eintreffen in Afghanistan auf Zivilisten der Region, die an denselben Krankheitsmerkmalen litten wie viele der Golf-Kriegsveteranen von 1991.

«Afghanistan bot eine Möglichkeit, in unmittelbarer zeitlicher Nähe zu Kampfhandlungen, Studien durchzuführen. Die Operation ‹Anaconda› endete gerade, als das erste Team des UMRC im Osten Afghanistans eintraf. Das Team hatte Zugang zu stationären und ortsfesten Einrichtungen, da mobiles militärisches Gerät entweder entfernt oder in Sicherheit gebracht worden war. Die Studien des UMRC über die Bevölkerung aus der Gegend von Dschalalabad, Spin Gar, Tora Bora und Kabul haben gezeigt, dass Zivilpersonen an denselben nicht spezifizierten Symptomen, die gleichzeitig mehrere Organe betrafen, litten, die man auch im Golf-Krieg und auf dem Balkan festgestellt hatte. Die Symptome waren physische Schwäche, Kopfschmerzen, Muskel- und Knochenschmerzen, Atembeschwerden, Fieber, andauernder trockener Husten, Schmerzen im Brustbereich, Magen-Darm-Symptome, neurologische Symptome, Gedächtnisverlust, Angstzustände und Depressionen.»

Über vierundzwanzig Stunden hinweg wurden Urinproben der von den Symptomen betroffenen Menschen sowie von einer Kontrollgruppe nach den folgenden Kriterien gesammelt: 1. das Auftreten der Symptome im Zusammenhang mit Bombenangriffen, 2. Anwesenheit in bombardierten Gebieten und 3. klinische Symptome. Die Versuchspersonen der Kontrollgruppe wurden aus den symptomfreien Bewohnern von Gebieten, die nicht Ziele von Angriffen waren, ausgewählt. Eine Beurteilung der radioaktiven Verseuchung der Umwelt wurde auf Grund von Boden-, Staub- und Trümmeranalysen sowie Analysen des Trinkwassers gemäss den üblichen Beurteilungskriterien über Verbreitung und Risiken von Actiniden und auf Grund von Bodenproben im Anschluss an einen Angriff durchgeführt. Alle Versuchspersonen, einschliesslich der Kontrollgruppe, wurden über die Versuchsanordnung und die Probensammlung in den lokalen Sprachen Dari und Paschtu informiert. Jede Versuchsperson unterzeichnete eine Zustimmungserklärung.

Alle Proben wurden auf Konzentration und Verhältnis der vier Uranisotope U-234, U-235, U-236 und U-238 mit einem Massenspektrometer in den Laboratorien der British Geological Survey in Nottingham, England, analysiert.»
«In einem Fall von Bombardements in Kabul beispielsweise lag die durchschnittliche Konzentration an Uran bei der von uns untersuchten Gruppe bei rund 99,5 ng/l, ein Wert, der immer noch 10-fach höher lag als normal. Aber bei einem Jungen innerhalb dieser spezifischen Untersuchungsgruppe massen wir einen Wert von 2031,6 ng/l. Wir wollten wissen, was da geschehen war. Handelte es sich womöglich um eine statistische Anomalie? War es vielleicht ein seltsames Missgeschick im Labor oder irgend etwas Unerklärliches? Wir nahmen uns also die Geschichte dieses zwölf Jahre alten Jungen vor. Er war während der Frühstückszeit im Haus seiner Familie, als die Bombe ihr Dorf traf. 27 Familienmitglieder wurden sofort getötet, der Junge überlebte. Voller Panik versuchte er, die Mitglieder seiner Familie aus den Trümmern des zusammengebrochenen Hauses zu retten. Alle waren tot. Wir waren schockiert, als wir die Laborergebnisse dieses Jungen mit Namen Hussein anschauten. Wir dachten, hier läge ein Irrtum in der Methodik oder in der Analyse vor. Die Probe wurde wiederholt untersucht, und immer ergaben sich über 2000 ng/l. In der Geschichte der Urankontamination bei Menschen hatte es noch nie einen derartigen Fall gegeben. Es ist das erste Mal in der Geschichte der inneren aktinoiden Kontamination, dass derartige Werte als Folge einer Belastung durch Einatmen unmittelbar nach dem Einschlag einer Waffe festgestellt wurden. Wenn uns dieser Fall irgend etwas zeigt, dann die schrecklichen Folgen einer inneren Verseuchung mit Uranisotopen.» •
Quelle: Asaf Durakovic, Undiagnosed Illnesses and Radioactive Warfare», in: Croation Medical Journal, 44(5):520-532, 2003

Professor Asaf Durakovic MD, Ph. D, ist Direktor der medizinischen Forschung am Uranium Medical Research Center UMRC, Professor für Radiologie und Nuklearmedizin. Er arbeitete in England, Kanada und den USA während über 30 Jahren auf dem Gebiet der Strahlenbiologie und gilt als Experte auf allen Gebieten seines Fachbereiches. Zu seinen Erfahrungen gehören unter anderem Untersuchungen von Kernkraftunfällen in den USA, Kanada, Europa und Asien. Seine Arbeit fand auch die Anerkennung der Defense Nuclear Agency, des Forschungszentrums der US-Armee.

Oberst Durakovic wurde seit 1988 vom Pentagon als Experte beigezogen. Unter anderem diente er als Leiter der medizinischen Teams der USA beim amerikanisch-sowjetischen Joint Nuclear Verification Experiment (gemeinsames Atom-Verifizierungsexperiment, Experimente im Zusammenhang mit der Begrenzung von Atomtests) in Zentralasien.
Als Chef der Abteilung für Nuklearmedizin, welche das US-Department of Veterans Affairs am Wilmington Vet-Center in Wilmington, Delaware, unterhält, wurde er mit der Untersuchung von US-Veteranen beauftragt, die am Golf-Kriegs-Syndrom litten. Sie waren in Saudi-Arabien stationiert gewesen und hatten mit Panzern zu tun, die durch «friendly fire», das heisst durch Beschuss mit panzerbrechender DU-Munition der eigenen Truppen zerstört worden waren. Als er bei der Hälfte von ihnen DU und bei einigen sogar Plutonium im Körper feststellte, legte man ihm nahe, in andere Richtungen zu forschen. Er liess sich nicht beirren, musste aber feststellen, dass Krankenakten und Labortests verschwanden.

1997 setzte das Pentagon ihn ab. Gemeinsam mit Gleichgesinnten setzte er die Untersuchungen auf eigene Kosten fort und gründete das Uranium Medical Research Center UMRC. Trotz Schikanen und Drohungen setzt er sich konsequent gegen die Vertuschung der verheerenden Auswirkungen von DU-Waffen ein.

Nr.41 vom 11.10.2006 © 2006 Genossenschaft Zeit-Fragen